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Warum du Nackt-Yoga für Frauen machen solltest

Nackt-Yoga - Der Weg zur besseren Selbstwahrnehmung

Welcher Gedanke kommt dir als erstes in den Sinn, wenn du Nackt-Yoga hörst? Halte ihn fest, schreibe ihn auf. Wenn du diesen Text bis zum Ende gelesen hast, überlege noch einmal. Was denkst du jetzt? Teile diese beiden Gedanken in den Kommentaren oder schreib mir eine E-Mail an hello@simplyme-ines.com. 

Das Interview gibt es auch auf Englisch. Schau hier vorbei.

Mein Weg zum Nackt-Yoga.

Zum ersten Mal stieß ich 2018 auf Nackt-Yoga. Meine Freundin Danielle erzählte mir davon. Sie selbst praktiziert und unterrichtet Nackt-Yoga in Berlin. Vor ihrem Umzug in die deutsche Hauptstadt im Jahr 2017, hat sie in San Francisco gewohnt. Dort begann sie 2015 Nackt-Yoga Klassen für Frauen zu unterrichten. Seit unserem Gespräch lässt mich der Gedanke, an einer solchen Stunde teilzunehmen, nicht mehr los. Letzte Woche, am 27. Juni 2019, startete die neue Saison und das nahm ich zum Anlass, meinen ganzen Mut zu sammeln, meine Scheu zu überwinden und Nackt-Yoga eine Chance zu geben. Wie diese Erfahrung für mich war, kannst du bald in einem neuen Blogpost lesen.

Danielle und ich haben uns 2017 kennengelernt, als ich meinen Weg zu ihrer Yoga-Klasse fand. Sie war mir gleich sympathisch. Ihre ruhige und angenehme Art zu unterrichten und auch ihr Weg auf Menschen zuzugehen. Ich besuchte ihre Klasse regelmäßig und wir kamen immer öfter ins Gespräch und beschlossen, uns auch außerhalb des Studios zu treffen. Bei einem dieser Treffen erzählte sie mir von ihren Nackt-Yoga-Kursen. Meine Neugier war geweckt. Der einzige Knackpunkt an der Sache – man muss dabei nackt sein, komplett. Mit offenen Karten spielen, ohne die Möglichkeit, etwas zu verstecken. Ich muss zugeben, das machte mir etwas Angst.

“What spirit is so empty and blind, that it cannot recognize the fact that the foot is more noble than the shoe, and skin more beautiful than the garment with which it is clothed?” -Michelangelo

Die Sache mit den Problemzonen.

Wie so viele von uns – ob männlich oder weiblich – habe auch ich Tage, an denen ich meinen Körper mag und dankbar bin. Genauso gibt es Tage, an denen mir das schwer fällt. Tage, an denen ich hadere, zweifle und manchmal keinen positiven Gedanken für mich übrig habe. An solchen Tagen kann ich mir nur schwer vorstellen, mich vor einer Gruppe fremder Frauen zu entblößen. Allein der Gedanke ruft ein nervöses Kribbeln in mir hervor. Es gehört einiges an Mut dazu und ist sicherlich nicht für jede*n etwas. Ich möchte es dennoch versuchen.

Zum Thema Nackt-Yoga gibt es viele Meinungen und Vorurteile. Ich möchte versuchen, möglichst unvoreingenommen in die Stunde zu gehen und selbst zu sehen, ob diese Art Yoga zu praktizieren etwas für mich ist oder nicht und was ich daraus mitnehmen kann.

Triff Danielle.

Bevor ich meinen Erfahrungsbericht mit dir teile, möchte ich dir Danielle vorstellen. Im folgenden Interview haben wir über verschiedene Aspekte des Nackt-Yoga gesprochen, wie Danielle dazu kam, Nackt-Yoga zu unterrichten und was sie den Frauen von heute wünscht. Viel Spaß beim Lesen! 

Danielle Barnett - Yogalehrerin & Freigeist

Ines: Danielle, was sind deine 3 liebsten Eigenschaften an dir selbst?

Danielle: Ich liebe meinen Sinn für Abenteuer und meine Neugier auf Neues. Ich liebe die Art und Weise, wie Worte aus meinem Herzen fließen. Und ich liebe die Fähigkeit, mich an neue Leute und Situationen anzupassen.

Ines: Was ist deine Intention hinter deinen Nackt-Yoga-Kursen und wie bist du auf die Idee gekommen, Nackt-Yoga zu unterrichten?

Danielle: Schau dir dazu meinen Blogpost “Why naked yoga” an.  Zusammengefasst, möchte ich für Frauen/Menschen einen Raum schaffen, in dem ihre Körper akzeptiert werden, in dem sie andere Körper erleben und feststellen, dass sie gar nicht SO anders sind und jede einzelne Person ihre ganz eigenen Kurven und Formen hat. Als ich 2012, in einem Yoga-Studio in San Francisco den Aushang für Nackt-Yoga für Männer gesehen habe, wusste ich, es ist an der Zeit, dass wir das auch für Frauen brauchen.   

Ines: Woher kommt Nackt-Yoga und glaubst du, dass es für jede*n geeignet ist?

Danielle: Ob es für jede*n geeignet ist? Ich glaube nicht. Manche Menschen sind bereit dafür, andere sind es nicht. Manche nutzen jede Gelegenheit, die sich ihnen bietet, um nackt zu sein und andere kommen nervös und nur zögerlich zum Nackt-Yoga. Meine Nackt-Yoga Stunden richten sich an Menschen, die bereit sind, sich verletzlich zu zeigen und etwas Neues, etwas anderes auszuprobieren. Die bereit sind, an ihre Grenzen zu gehen und etwas Neues über sich selbst zu lernen. Nackt-Yoga ist für die Mutigen, ja. Doch auch ohne zum Nackt-Yoga zu kommen, kann man mutig sein. In meinen Stunden waren schon Frauen, im Alter von 18-68 mit unterschiedlichen Fitness-Leveln und verschiedensten Hintergründen – das ist nicht, was den Unterschied ausmacht. Nackt-Yoga ist für Menschen, die diesen Raum mit Neugierde und offenem Herzen betreten möchten.

Wir alle sind gar nicht so unterschiedlich. Jede einzelne Person hat ihre ganz eigenen Kurven und Formen.

Ines: Du unterrichtest auch regulären Yoga in Kleidung. Wo liegt für dich der Unterschied nackt oder in Kleidung zu praktizieren und zu unterrichten?

Danielle: Überall und nirgendwo. Beim Nackt-Yoga liegt etwas mehr Spannung und Aufregung in der Luft, es wird ganz natürlich zu einer tieferen Erfahrung, weil wir uns verletzlich zeigen und das zusammen mit anderen. Wie beim regulären bekleideten Yoga, fließen wir auch hier gemeinsam durch die Stunde, praktizieren Krieger 1,2 und Trikonasana, wir meditieren und finden in Savasana. Ich glaube, dass wir beim Nackt-Yoga leichter von Reizen stimuliert werden und dass Dinge in unserem Geist einfacher angesprochen werden können als bei einer typischen Yoga-Klasse. Es werden andere Sinne und Empfindungen in Körper, Geist und Herz angesprochen.  

Ines: Hattest du schon immer ein natürliches Verhältnis zum Nacktsein?

Danielle: Nicht besonders. Ich bin im sonnigen Kalifornien aufgewachsen, wo es normal ist, viele Tage im Bikini am Wasser zu verbringen. Ich erinnere mich noch, wie entsetzt ich war, als ich meinen Stiefvater versehentlich nackt gesehen habe und wie peinlich es mir war, wenn meine Mutter keinen BH getragen hat. Meine Einstellung zum Nacktsein änderte sich, als ich mit 20 Jahren nach San Francisco gezogen bin. Nackt-Proteste, Nackt-Strände, Nackt-Thermalbäder und natürlich Festivals wie der „Burning Man“. Ich habe schnell gemerkt, wie sehr ich es liebe, meinen Körper zu befreien. Leute bei Nackt-Fahrradtouren durch die Stadt zu schockieren und wie es mich zu Tränen gerührt hat, nackte Körper in einem Thermalbad nördlich von San Francisco zu sehen. Es war das erste Mal, dass ich nackte Menschen in einer wahrlich heilenden Umgebung, völlig frei von einer sexuellen Atmosphäre, gesehen habe. Das hat mich sehr berührt und eine Verbindung zu einem tieferen Sinn von Liebe und Dankbarkeit für meinen eigenen Körper, so wie er ist, genau wie die Körper der Menschen um mich herum geschaffen.

Ines: Was sagst du zu der Aussage, dass Nackt-Yoga nur ein Medientrend sei, um Aufmerksamkeit zu bekommen oder wenn du mit negativen Vorurteilen konfrontiert wirst?

Danielle: Es ist ok, wenn Menschen dem was ich tue nicht zustimmen. Ich verstehe, dass diese Klasse nicht für jeden etwas ist und wenn es nichts für dich ist, brauchst du nicht zu kommen. Ich glaube jedoch von ganzem Herzen an diese Klasse und dass mein Angebot jeder Teilnehmerin eine positive, gut gemeinte und heilende Erfahrung schenken kann. Das beruhigt mich und schenkt mir Kraft, auch wenn ich mit Vorurteilen dazu konfrontiert werde.

“Nackt-Yoga ist einfach eine andere Art von Empfindungen in Körper, Geist und Herz.” – Danielle

Ines: Warum glaubst du, haben so viele Frauen Schwierigkeiten, ihren Körper zu akzeptieren und zu mögen?

Danielle: Da gibt es so viele Gründe. Übergreifend liegt es an der Gesellschaft und der Kultur, in der wir aufgewachsen sind. An den Medien, der Mode-, Porno- und Lebensmittelindustrie. Es zeichnet sich eine klare Trendwende in unserer Essenskultur ab und es scheinen immer mehr Menschen zu realisieren, dass es ihnen guttut, mehr Früchte und Gemüse in ihre Ernährung zu integrieren. Oder lebe ich in einer Blase?  Viele von uns sind in einer Welt aufgewachsen, in der verarbeitete und verpackte Lebensmittel die Norm waren und Gemüse einfach nicht gut schmeckt und manche leben noch heute so. Jede*r, die*der täglich Chips isst, wird die schlechten Auswirkungen spüren. Es ist schwer sich wohlzufühlen, wenn man nicht gut mit sich umgeht. Dazu gehört Nahrung, die dir guttut, deinen Körper zu bewegen, kreativ sein und Dinge tun, die sich für Körper UND Seele gut anfühlen. Ich glaube, wenn die Menschen tatsächlich in ihrem Fluss leben, in dem sie sich WAHRHAFT gut fühlen, werden sie sich ganz automatisch mit sich selbst und in ihrer Haut wohlfühlen.
Und, DANKBARKEIT. Wenn jede*r erkennen würde, welch wunderbares Geschenk ein funktionierender Körper ist, unabhängig von der äußeren Form, würde es sehr viel schwieriger sein, den Körper wegen seiner Größe zu hassen.  Große Arme, die wundervolle Umarmungen geben, starke Oberschenkel, die mich durch jeden einzelnen Tag tragen, unreine Haut, die nein, nicht perfekt ist, aber ich lebe. Die Heilung finden in den herausfordernden Tagen, Momenten und Gedanken. Was können wir aus dieser Selbstverurteilung lernen? Würdest du deinen Körper auch so verurteilen, wenn dir ein Bein oder ein Auge fehlen würde? Ich glaube Dankbarkeit ist die Antwort auf Selbstliebe und Akzeptanz.

Ines: Was rätst du Frauen, die Angst davor haben, an einer Nackt-Yoga Stunde teilzunehmen, es aber gerne versuchen würden?

Danielle: Wenn sich diese Klasse für dich interessant anhört, dann bitte komm, komm einfach vorbei. Gibt es nicht eine Weisheit, die besagt, dass wir jeden Tag etwas tun sollen, das uns Angst macht? Etwas tun, das uns an unsere Grenzen bringt oder darüber hinaus und unsere Vorstellung davon, wer wir sind und was wir tun in Frage stellt, ist ein wunderbarer Weg, um uns selbst noch besser kennenzulernen. Stell dir die Frage, warum dich diese Klasse so nervös macht. Es kann eine tolle Lernerfahrung sein, um dich deinen Ängsten und deiner Selbstverurteilung zu stellen.

Tue jeden Tag etwas, das dir Angst macht. Lerne dich selbst besser kennen, indem du dich deinen Ängsten und eigenen Verurteilungen stellst.

Ines: Was war die schönste Rückmeldung, die du von einer Teilnehmerin deiner Nackt-Yoga-Stunde bekommen hast?

Danielle: Wenn die Teilnehmerinnen ihre Kleidung nicht wieder anziehen wollten, die Verbindung zwischen den Frauen, neue Freundschaften, die entstehen, lange Umarmungen, gemeinsam lachen und neue Verbindungen.

Ines: Für welche drei Dinge in deinem Leben bist du dankbar?

Danielle: Gemeinschaft, meine Freunde und Familie. Meine Gesundheit. Die Natur, das Meer, Bäume, Kinder und Tiere. Lachen, gute Music. Ahh.. zu viel.

Ines: Was wünschst du den Frauen von heute?

Danielle: Eine große Frage. Ich danke dir. Ich wünsche Frauen auf der ganzen Welt, dass sie sich sicher fühlen in ihren Körpern, in ihrer Haut, frei von Leid und Gewalt jeglicher Art. Ich wünsche ihnen, dass sie umgeben sind und unterstützt werden von einer Gemeinschaft, von Familie, Freunden und einer Schwesternschaft. Ich wünsche jeder Frau eine bewusste Verbindung zu ihrer Weiblichkeit/ihrem Körper, eine bewusste Verbindung zu ihrem Menstruations- und Fruchtbarkeitszyklus, ihrer Sexualität, ihrer Gesundheit, ihrem Herzen und ihrem Geist. Ich wünsche mir Freiheit, Frieden und Stärke für jeder Frau, jede Person auf diesem Planeten. Wir kennen unsere Power, unsere Schönheit, unsere Stärke und wir sollten das nutzen, um die Welt zu erschaffen, von der wir träumen.

Ines: Zusätzlich zu deinen Nackt-Yoga Klassen unterrichtest du auch reguläre Kurse in Studios in Berlin und auch auf Festivals. Wie kann man dich finden und an Informationen zu deinen Kursen kommen?

Danielle: Schau auf meiner Website “breath love flow” vorbei.   

Vielen Dank liebe Danielle für dieses aufrichtige und wunderschöne Interview. Ich hoffe, dass du noch viele Frauen mit deiner Botschaft erreichen wirst. Für mich bist du eine inspirierende Frau und Freundin und ich bin gespannt, welche tollen Projekte du noch umsetzen wirst. Ich wünsche Dir, dass du deine Motivation, dein Herz, deinen Glauben an eine gleichberechtigte Welt behältst und mit deiner positiven Energie in die Welt hinaus trägst. 

Wie mein erstes Mal beim Nackt-Yoga war und ob ich nun regelmäßig ohne Kleidung praktiziere, erfährst du bald in meinem ganz persönlichen Erfahrungsbericht. Sei gespannt! 

Bist du neu beim Yoga? Dann schau gerne einmal hier vorbei oder finde heraus, welcher Yoga-Stil zu dir passt. In meinem Beitrag “Welche Yoga-Art passt zu mir“, habe ich dir die gängigsten Yoga-Arten einmal zusammengefasst. 

Lass mir gerne ein Kommentar dar, wie Dir dieses Interview gefallen hat und wie du zum Nackt-Yoga stehst.

Alles Liebe & Namasté

Deine Ines

Fotos © Danielle Barnett und Unsplash

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